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Bericht über den Festakt zum 40-jährigen Bestehen der SLV NRW

Mit kurz geschlossenen Augen erklang für mich die schöne Musik einer „Big Band“ und beim Öffnen der Augen sah ich dann in die ernsten und konzentrierten Gesichter der Kinder der Jugendmusikschule Witten. Welch besseren Auftakt hätte man sich wünschen können für den Festakt einer Organisation, die sich mit Schule und Jugendlichen beschäftigt – der 40 Jahrfeier der Schulleitungsvereinigung Nordrhein-Westfalens.

In seiner Begrüßungs-und Eröffnungsrede ließ der Vorsitzenden der SLV NRW Wolfgang Siebeck die Geschichte unseres Verbandes kurz Revue passieren, um dann die heutigen Probleme der Schulen klar und deutlich zu benennen, zu deren Lösung die SLV NRW schon seit längerem klare Forderungen leider bisher vergeblich einfordert. Die Autonomie der Schulen, die Wahrnehmung der Bedeutung der Schulleitungen im politischen Raum und die Klärung der Rolle von Schulaufsicht sind die wichtigsten Themen, verbunden mit der notwendigen Ausstattung der Schulen in allen Bereichen.

Das Grußwort der Ministerin für Schule und Bildung des Landes NRW Dorothee Feller ging auf diese Themen ein und gab sogar ein Versprechen in Richtung der Schulaufsicht ab. Wir sind gespannt.

Dass wir mit unseren Fragestellungen nicht alleine sind unterstrich der folgenden Redner, Sven Winkler vom ASD (Allgemeiner Schulleitungsverband Deutschlands).
Der Dachverband der Schulleitungen in Deutschland ist unsere Interessenvertretung bei der Kultusministerkonferenz (KMK).

International - so Petra van Haren, Durektorin der European School Heads Association (ESHA) ist das Ziel von ESHA, die Stimmen der Schulleitungen Europas in die europäische Entwicklung einzubringen und so einen Beitrag zur Weiterentwicklung eines gemeinsame Europas zu leisten, mit der Hauptforderung der Chancengerechtigkeit des Zugangs zu Bildung für alle Kinder unseres Kontinents. ESHA bildet ein Netzwerk für mehr als 150000 Schulleitungen, mit denen der ASD, vertreten durch die SLV NRW, sich austauscht und zusammenarbeitet.

Und dann folgte ein bewegender Moment, als Rudi Doil, Ehrenvorsitzender der SLV NRW und Gründungsmitglied, ans Rednerpult trat und über die Entstehung unseres Verbandes erzählte. Es begann in Sennestadt in Rudi Doils Schule mit dem erstmalig in NRW artikulierten Bewusstsein, dass Schulleiter und Schulleiterin sein mehr ist und sein muss als “ „primus inter pares“ oder banaler gesagt ein Lehrer mit Verwaltungsaufgaben. Diese kleine Gruppe von Rektoren stellte das zentrale Thema unsere Arbeit in die Öffentlichkeit, ein Thema, an dem wir bis heute arbeiten müssen. Und auch dort in Westfalen begann die Zusammenarbeit auf nationaler Ebene mit Niedersachsen und breitete sich gleichzeitig auch auf ganz NRW aus. Langanhaltender Applaus drückte die Dankbarkeit für dieses Zeitzeugenbeispiel aus und auch dafür, ihn noch immer aktiv in der Vorstandsarbeit nach 40 Jahren dabei zu haben.

Wer nach diesen Grußworten eine grundlegende pädagogischen Rede erwartete, wurde angenehm überrascht. Locker und leichtfüßig sprang Frank Busemann aufs Podium, Zehnkämpfer und Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele 1996 in Atlanta.

Wie schon in seiner Autobiographie „Aufgeben gilt nicht“ zeigte er an Bildern aus seiner Entwicklung und der Auflistung der Rückschläge durch Verletzungen, wie er immer wieder seinen Weg nach vorne gefunden hat - durch Selbstmotivation, Glauben an sich selbst und die Disziplin trotz aller Rückschläge seine Ziele erreichen zu wollen und zu erreichen. Seine vielfachen Aspekte der aufgenommenen Herausforderungen können Beispiel und Motivation für unsere Aufgabe als Schulleierinnen und Schulleiter sein.  An der eigenen Schülerbiographie verdeutlichte Frank Busemann, wie sehr seine Jahre des Interesses und begeisterten Lernens, aber auch seine Jahre der Demotivation und des Misserfolgs von Lehrern und Schulleitungspersonen abhängig waren und von deren Vertrauen in den Willen zu lernen. Es war zu spüren, dass das Publikum diese durch das persönliche Beispiel dokumentierte Motivation als Ermunterung und Vorbild aufnahm.

Nach einer kleinen Pause kam es dann zum Schlusspunkt des Tages, der Ehrung einer Persönlichkeit, die Erhebliches für unsere Professionalisierung als Schulleitungen und für die Anerkennung des Berufsbildes „Schulleitung“ in Öffentlichkeit und Bildungspolitik getan hat: Professor Dr. Hans-Günter Rolff.

Die von der Ehrenvorsitzenden der SLV NRW, Margret Rössler, gehaltene Laudatio ehrte ihn für seine Forschungsarbeit, besonders in den Bereichen der Schulentwicklung und der Professionalisierung von Leitung. Sie dankte ihm für die jahrzehntelange kooperative Zusammenarbeit mit unserem Verband, die sich nicht nur als Referententätigkeit auf einigen unserer Tagungen ausdrückte, sondern darüber hinaus in der gemeinsamen Gestaltung von Kongressen und Kooperationsveranstaltungen auf Landes- und Bundesebene, auch im Rahmen der europäischen Schulleitungsvereinigung (ESHA) sowie internationaler Begegnungen zwischen Wissenschaft, Bildungspolitik und Schulleitungspraxis.

Als einer der ersten benannte er die unterschätzte Bedeutung von Schulleitung und Schulführung und unterstrich den direkten und indirekten Einfluss von Schulleitung nicht nur auf Organisation und Atmosphäre der Schule, sondern eben auch auf Schülerleistung, was zu dem Satz führte: „Keine gute Schule, ohne gute Schulleitung (H.G. Rolff, Basel 2008).

Was trug noch zum Gelingen des Festaktes bei?

  • das Ambiente des Saalbaus Witten mit seinen variablen Gestaltungmöglichkeiten,
  • der blumengeschmückte Saal,
  • der dezente und aufmerksame Service des Personals,
  • das ansprechende Buffet,
  • die schöne Musik der Bielefelder Band „Les Flâneurs“ zwischen den Beiträgen und am Ende der Veranstaltung,
  • und anstelle einer Festschrift ein Stick über 40 Jahre Interessenvertretung von Schulleitungen.

Ein besonderer Garant für die aufwändige Feier war der Moderator. Durch den Festakt führte uns Michael Günzel mit kurzen gelungenen, wertschätzenden Überleitungen und auch an einer für uns wichtigen Bemerkung unserer Erwartung zu einem Versprechen der Ministerin.

Und über allem strahlte die Sonne von Witten als wohlwollendes Zeichen für eine helle Zukunft, trotz aller Herausforderungen der heutigen Zeit.

 

Dr. Burkhard Mielke