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18.05.2018

Untersuchung über die Stellenbesetzung zum Schuljahresbeginn 2017/18 in NRW

Foto: Pixabay / Pexels

Erhebung der Schulleitungsvereinigung Nordrhein Westfalen e.V.

Ergebnisse

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir danken allen, die sich die Zeit genommen haben, an dieser Untersuchung teilzunehmen.
Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache.

Das politische Versagen in der bisherigen Finanz- und Bildungspolitik führt zu einem Desaster im Primarbereich. Dort, wo die Grundlagen gelegt werden, fehlen die meisten Lehrer, fällt somit am meisten Unterricht aus und das schlimmste Ergebnis ist, dass die Kürzungen zu Lasten der Förderstunden gehen. Ausgleich soll durch Seiteneinsteiger geschehen, deren Kompetenzen in der Regel eher kontraproduktiv sind. Dazu werden als erstes Stunden in den Fächern Kunst, Musik, Theaterspiel und Sport gekürzt, in den Fächern, die u.a. von dem Hirnforscher Spitzer als die wichtigsten Schulfächer genannt werden, da hier "Willenskraft und Selbstkontrolle" entwickelt werden und auch die Kreativität, die wir als Ergänzung zum rein positivistischen Stoffzuwachs dringend brauchen. Wie sollen unter solchen Bedingungen Integration und Inklusion gelingen?

Im Schulleitungsbereich zeigt sich das Problem durch unbesetzte Schulleitungsstellen, durch Mehrfachleitung und abnehmendes Interesse an einem unterbezahlten und mit unzureichenden Arbeitsbedingungen versehenen Beruf, besonders erschwert durch kaum nachzuvollziehendes Handeln des Ministeriums bei Problemen, bis hin zu einem willkürlichen oder fallweise wegtauchenden Handeln der Bezirksregierungen und Schulaufsichten. Das belastet selbstverständlich auch die Arbeit der weiterführenden Schulen. In graduell abnehmendem Verhältnis sind diese (in der Reihenfolge Gesamtschule, Berufskollegs, Sekundarschulen, Gymnasien) betroffen.

In Deutschland und NRW haben die Politiker und Lobbyisten wohl immer noch nicht begriffen, dass die Lücken, die im Kindesalter entstehen, später kaum noch zu schließen sind und so auch ein Grund für soziale Verwerfungen werden. Andere Länder haben schon lange verstanden, dass man da investieren muss, wo die größte Plastizität für das Lernen besteht, in den Kitas und Grundschulen. Hier muss prozentual deutlich intensiver investiert werden und nicht wie bei uns in den Sekundarstufen. Altes aber eindeutiges Bildungsgut scheint bei den Verantwortlichen nicht im Langzeitgedächtnis zu sein: "was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr".
Stattdessen folgen altbekannte Rituale wenn der nächste Testschock kommt. Dann werden wieder Schulleitungen und Kollegien als verantwortlich stigmatisiert, um so das politische Versagen der Ideologen und Vertreter der "schwarzen Null" zu kaschieren, die den Schulen die notwendigen Finanzen verweigern.
Wir fördern in NRW lieber die Autolobby und den Straßenbau als in die Zukunft zu investieren. Unsere Zukunft entscheidet sich aber nicht dort, sondern mit Sicherheit im Bildungsbereich.



Wie es wirklich vor Ort in unseren Schulen in NRW aussieht, erfahren Sie detailliert aus den Ergebnissen unserer Umfrage.
Die Ergebnisse im Einzelnen: (Auszug aus der vollständigen Auswertung)

Zusammenfassung:

  • Die Umfrage ist nicht repräsentativ
  • An der Befragung haben sich 606 Schulen fast aller Schulformen und aus allen Bezirksregierungen in Nordrhein-Westfalen beteiligt.
  • Die hohe Zahl der Rückmeldungen verdeutlicht aber bestehenden Handlungsbedarf.
  • Bei mehr als der Hälfte der befragten Schulen sind nicht alle Planstellen besetzt.
  • Es fehlen an 288 Schulen insgesamt 609 Planstellen.
  • Bei 276 der befragten Schulen fallen wöchentlich mehr als 6.600 Unterrichtsstunden aus.
  • Mangelfächer sind vor allem: Musik, Sport, Religion, Englisch, Kunst, sowie naturwissenschaftliche Fächer
  • In den Berufskollegs fehlen Fachkräfte für die technischen Fächer.
  • An nur 2% der Schulen ist die Stelle der Schulleiterin/des Schulleiters nicht besetzt
  • An knapp 40% der Grundschulen ist die Stelle der stellv. Schulleiterin/des stellv. Schulleiters vakant.

Die vollständigen Ergebnisse finden Sie hier.

Für den Vorstand der SLV NRW
Dr. Burkhard Mielke, Wolfgang Gruhn, Margret Rössler

Die statistische Konzeption und Auswertung der Erhebung wurde durch Roland Ofianka M.A. durchgeführt.