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26.01.2025

Stellungnahme: Eckpunktepapier zur Stärkung der Schulleitungen in Nordrhein-Westfalen

Foto: Unsplash / AbsolutVision

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SLV NRW mahnt konkrete Entlastungen an

Die Schulleitungsvereinigung Nordrhein-Westfalen (SLV NRW) begrüßt die Initiative des Ministeriums für Schule und Bildung, die Herausforderungen und Aufgaben von Schulleitungen in Nordrhein-Westfalen umfassend in den Blick zu nehmen. Die vorgelegten "Eckpunkte zur Stärkung der Schulleitungen" enthalten viele richtige Ansätze, lassen jedoch in ihrer Gesamtheit wichtige Fragen offen und adressieren zentrale Probleme nicht mit der notwendigen Dringlichkeit.

Positiv hervorzuheben sind:

  • Klare Zielsetzungen für Qualitätsentwicklung:
    Der Fokus auf datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung wird zu einer strategischen Leitlinie erhoben. Diese Schwerpunktsetzung ist ein entscheidender Schritt, um Schulen gezielt weiterzuentwickeln und Unterrichtsergebnisse zu verbessern. 
    Die geplante Erstellung eines Praxisleitfadens für Unterrichtshospitationen bietet konkrete Unterstützung für Schulleitungen bei der systematischen Weiterentwicklung des Unterrichts.
     
  • Stärkung der Professionalität und Qualifizierung:
    Die Einführung von standardisierten Onboarding-Angeboten für neue Schulleitungen und die geplante Überarbeitung der Fortbildungsangebote stellen wichtige Maßnahmen dar, um neue und bestehende Schulleitungen besser auf die komplexen Anforderungen vorzubereiten. 
    Die Berücksichtigung von Managementwissen aus der Wirtschaft bietet eine neue Perspektive und kann zu innovativen Ansätzen in der Personalführung und Schulentwicklung führen.
     
  • Ansätze zur administrativen Entlastung:
    Die geplante Ausweitung von Schulverwaltungsassistenzen und die Prüfung eines Geschäftsführungsmodells (z. B. Doppelspitzen oder Verwaltungsleitungen) sind sinnvolle Ansätze, um den Verwaltungsaufwand zu reduzieren und Schulleitungen stärker auf ihre Kernaufgaben zu konzentrieren. 
    Der Abbau bürokratischer Hürden, etwa durch Digitalisierung und die Vereinfachung von Dokumentations- und Berichtspflichten, wird als Daueraufgabe erkannt.
     
  • Betonung von Multiprofessionalität:
    Die Erweiterung multiprofessioneller Teams durch Schulpsychologie, Gewaltpräventionstraining und andere spezialisierte Unterstützung stärkt die Schulen gezielt in schwierigen sozialen Kontexten.

Jedoch bleiben zentrale Herausforderungen bestehen:

  • Abhängigkeit von der Haushaltslage:
    Viele der vorgeschlagenen Maßnahmen (z. B. Ausweitung der Leitungszeit, Einstellung von zusätzlichem Verwaltungspersonal) sind stark von der zukünftigen finanziellen Situation des Landes abhängig. Dies birgt das Risiko, dass dringend benötigte Entlastungen auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
     
  • Fehlende Sofortmaßnahmen:
    Der Lehrkräftemangel und die aktuelle Arbeitsbelastung von Schulleitungen erfordern kurzfristige Entlastungen, die in den Eckpunkten nicht klar adressiert werden. Besonders in Schulen mit herausfordernden Bedingungen fehlen konkrete Unterstützungspläne.
     
  • Zusätzlicher Druck durch neue Anforderungen:
    Die Ausweitung der Aufgaben im Bereich der datengestützten Qualitätsentwicklung und der Digitalisierung erhöht den Druck auf Schulleitungen, ohne dass gleichzeitig ausreichende Entlastungsmaßnahmen konkretisiert werden.
     
  • Unklare Verbindlichkeit der Maßnahmen:
    Die Eckpunkte enthalten viele gute Ideen, wie die regelmäßige Unterstützung durch die Schulaufsicht, die Weiterentwicklung der Leitungszeit und den Ausbau von Coaching-Angeboten. Diese bleiben jedoch oft unverbindlich und könnten in der Praxis an mangelnder Umsetzung scheitern.
     
  • Widerspruch zwischen Anspruch und Realität:
    Die geplanten Leitlinien (z. B. Fortbildungsplanung, Innovationsbeirat, schulrechtliche Beratung) erfordern zusätzliche Zeit und Ressourcen von Schulleitungen, die angesichts der aktuellen Belastungslage kaum verfügbar sind.
     
  • Verzögerung bei der Digitalisierung und Bürokratieabbau:
    Obwohl Maßnahmen wie die Nutzung von KI und die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen geplant sind, bleibt unklar, wann diese Initiativen realisiert werden und wie konkret sie umgesetzt werden sollen.

Unsere Forderungen:
Die SLV NRW fordert von der Landesregierung und dem Ministerium für Schule und Bildung:

  • Verbindliche Zusagen zur finanziellen und personellen Unterstützung: Insbesondere in Schulen in herausfordernder Lage muss der Personalmangel durch zusätzliche Fachkräfte und eine sofortige Anpassung der Leitungszeit kompensiert werden.
     
  • Bürokratieabbau priorisieren: Der Abbau von administrativen Aufgaben darf nicht nur ein langfristiges Ziel sein, sondern muss unverzüglich umgesetzt werden. Dazu gehört auch die Digitalisierung von Verwaltungsabläufen.
     
  • Einbeziehung der Praxis: Der Dialog mit aktiven Schulleitungen muss intensiviert werden, um sicherzustellen, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen die realen Bedürfnisse der Schulleitungen berücksichtigen.

Die SLV NRW steht bereit, die Umsetzung der Maßnahmen kritisch-konstruktiv zu begleiten und den Veränderungsprozess aktiv zu unterstützen. Wir erwarten jedoch von der Landesregierung eine klare Priorisierung und Entschlossenheit, die Schulen in NRW nachhaltig zu stärken. Ohne die sofortige Entlastung und Unterstützung der Schulleitungen bleibt die angestrebte Transformation des Schulsystems eine Vision ohne Fundament.

Wolfgang Siebeck
Vorsitzender SLV NRW